SCHAU, FENSTER im KaDeWe

24/7-Ausstellung in der Fensterfront des KaDeWe vom 22. April bis 10. Mai 2025
Foto: Ludger Paffrath

„Das wollte ich schon immer einmal sehen: Die Schaufenster meines Lieblingskaufhauses voller Kunst, aber ohne Waren. Eine Ausstellung, die von jedem M29-Passagier gesehen wird, die das Schaufenster als Medium an sich versteht und damit an die kunsthistorische Tradition der Schaufenstergestaltung im New York Mitte des letzten Jahrhunderts anknüpft. Deshalb geht dieses Projekt über die noch kommerziell geprägten Anfänge des Schaufenster-Genres hinaus und kommt – wirklich erstmalig für ein großes Kaufhaus – ganz ohne Warenhausware aus. So heterogen diese zehn ,Auslagen‘ sind, so sehr eint sie ihr assoziatives Potential, die grundsätzlich skulpturale Dimension und die zwangsläufige Interaktion mit dem zufälligen und absichtlichen Publikum.“

Kurator Sebastian Hoffmann

Saâdane Afif

Saâdane Afif wird in Berlin von der Galerie Mehdi Chouakri vertreten.

Fenster #5:

„Brume“ (La Falaise d’Etretat après l’orage, G.C., 1870), 2013; Aluminiumpaneele mit DG3-Folierung, 240 x 299 x 18 cm

Afifs Serie Brume verwandelt herkömmliche Straßenschilder in abstrakte, poetische Formen. Inspiriert von der Streuung des Lichts durch dichten Nebel, evozieren die Arbeiten Momente, in denen die Sicht verschwimmt und die Bedeutung entgleitet. Die 2003 in Frankreich begonnene und 2012 auf die Vereinigten Staaten ausgeweitete Serie behält das vertraute Format von Verkehrsschildern bei, lässt aber alle Texte und Symbole weg. Die reflektierenden Folienoberflächen reagieren auf die Bewegung des Betrachters und imitieren das Glitzern von Scheinwerfern im Nebel. 

„Brume“ greift auf die Traditionen der Malerei zurück, insbesondere auf La Falaise d’Étretat après l’orage von Gustave Courbet und René Magrittes La trahison des images, deren Dimensionen er als strukturelle Grundlage nutzt. Die französischen Werke erinnern an die weiten, stimmungsvollen Landschaften der Romantik, während die amerikanischen Versionen die strenge Geometrie der US-amerikanischen Straßenschilder übernehmen. Indem sie ihren funktionalen Zweck aufheben, stellt die Serie etablierte Orientierungssysteme in Frage und lädt zu einer tieferen Reflexion über die Wahrnehmung selbst ein. 

Neben „Brume“ zeigt Saâdane Afifs Schaufenster eigens entwickelte Texte und eine kinetische Lampenarbeit, die mit dem reflektierenden Bild interagiert.

 

Biografie:

Saâdane Afif wurde 1970 in Vendôme, Frankreich geboren. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten zeichnen sich durch Interdisziplinarität aus, die mit Elementen der Kunstgeschichte, Musik und Poesie spielt. Diese werden über lange Prozesse von Afif und anderen Künstler*innen in verschiedensten Medien verarbeitet (Performances, Objekte, Skulpturen, Text, Poster und Neon-Installationen). Die Übertragung eines Werks zwischen verschiedenen Autoren und Ausdrucksformen im Sinne der Appropriation Art, spielt dabei eine signifikante Rolle für die konzeptuelle Tragweite der Arbeiten. Afif erhielt 2009 den MarcelDuchamp-Preis und 2015 den Meurice-Preis. 2020 wurde er zum Convener der Triennale „Bergen Assembly“ 2022 berufen. Gezeigt wurden seine Werke in Einzelausstellungen u.a. in der Fundació Antoni Tàpies, Barcelona (2021/22), Lafayette Anticipations, Paris (2019), WIELS, Brussels (2018) Kunsthalle Wien, Vienna (2018). Darüber hinaus war der Künstler an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt, u.a. im Gwangju Biennale, Gwangju (2024), Sammlung Falckenberg, Hamburg (2023), Kunsthalle Praha, Prague (2023), Galeria Nazionale, Rome (2022), Bundeskunsthalle, Bonn (2021).

Alexandra Bircken

Alexandra Bircken wird in Berlin von der Galerie BQ vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWe_2025_Alexandra Bircken_Ex, 2017_Honda Honda Bionda Onda, 2017_
Courtesy Alexandra Bircken und BQ_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #2:

  • „Ex“, 2017, Drahtgitter, Holz, Strick, Epoxidharz, Faden, Seide, Schrauben, Rollen
Installationsmaße variabel; geschlossen: 193,3 × 39,5 × 35 cm
  • „Honda Honda Bionda Onda“, 2017, Motorradtanks, Holz, Schrauben, Nägel, Lack, Echthaar, 211 × 40 × 200 cm

 

Das Werk von Alexandra Bircken beschäftigt sich in Analogien zwischen Körper und Maschine mit dem Gefüge von Schutz, Identifikation und Erweiterung des Individuums. Ihre Skulpturen integrieren eine Vielzahl von Materialien und Techniken, mit denen sie die Grenze zwischen Mensch und geschaffener Umwelt auslotet. Oft sind es gewebte oder gestrickte Textilien, die dabei als eine in der Geschichte der Menschheit fundamentale Kulturtechnik zum Einsatz kommen. Andererseits seziert Bircken mit chirurgischer Präzision technische Alltagsobjekte, bringt so das Biomorphe der Maschinen sowie die Nähe unserer Körper zu ihnen in den Blick und gibt sie zur Umdeutung frei. Dieser doppelte Ansatz führt zu einem ambivalenten Werk, das sowohl cyborghaft als auch androgyn ist und das menschliche Verhalten und Begehren, aber auch die Verletzlichkeit der Körper in ihrem Verhältnis zur Technik hinterfragt.

Organische und technische Materialien werden in Alexandra Birckens Werk formal und inhaltlich miteinander verflochten, wie in der Skulptur „Honda Honda Bionda Onda“ (2017) zu sehen ist; an vier diagonal aufgereihten Motorradtanks sind Echthaarteile befestigt. Sexuelle Konnotationen der Maschine von Trieb- und Treibstoff bis zur blonden Welle (ital. „bionda onda“) werden auf diese Weise auf einer skulpturalen Ebene verhandelt. Alexandra Birckens Arbeit wird durch solche Materialcollagen zum Ausdruck einer modernen Konfrontation mit Instinkten und deren Befriedigung, wie sie sich im Motorsport durch Sound, Schnelligkeit und Bewegung wiederfindet. Auch eine Assoziation mit der Technokultur und ihrer Verzahnung von Mensch und Maschine bleibt nicht aus.

Protektoren und Rüstungen lenken den Blick auf das Äußere, das unter Umständen nur noch eine bereits verlassene Hülle ist („Ex“, 2017). Obwohl Alexandra Birckens Skulpturen durch die Kombination verschiedener Materialien bildhauerisch geformt werden, scheint es nicht nur ihre am Menschen angelegte Silhouette zu sein, die sie konstituieren; vielmehr sind es die anhaftenden Einschreibungen der verwendeten Materialien: Haare, Latex, gestrickte oder gewebte Textilien, Maschinenteile und Motorradkluften.

Isabella Ducrot 

Isabella Ducrot wird in Berlin von der Galerie Capitain Petzel vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWe_2025_Isabella Ducrot_Big Bella Terra, 2024_
Courtesy Isabella Durcrot und Capitain Petzel, Berlin_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #3:

„Big Bella Terra“, 2024, Öl auf Leinwand, 325 x 456 cm

Isabella Ducrot ist bekannt für ihre hingebungsvolle Verwendung von gewebten Stoffen als Ausgangsmaterial für ihre Gemälde. Die italienische Künstlerin, die ihre künstlerische Laufbahn erst im hohen Alter begann, hat auf ihren ausgedehnten Reisen durch Asien eine erhabene Sammlung antiker Textilien zusammengetragen, die vor allem aus der Türkei, Indien, China, Tibet und Afghanistan stammen. 

Ducrots erste Inspirationsquelle ist der sogenannte Schussfaden dieser Stoffe. Wenn man sie ans Licht bringt und leicht dehnt, egal ob es sich um Leinen, Seide, Wolle oder andere Stoffe handelt, wird der Schuss sichtbar und enthüllt die ursprüngliche Architektur des Materials, die aus sich kreuzenden Fäden und Hohlräumen besteht. Ducrot hat den karierten Stoff zu ihrem Markenzeichen gemacht, weil sie fest an seine Ausdruckskraft glaubt und ihn als eigenständiges formales Element und Selbstzweck betrachtet. Die extreme Nacktheit des karierten Musters bietet der Künstlerin unendliche Möglichkeiten für künstlerische Interventionen. 

Die Arbeit ist im Schaufenster des KaDeWe das erste Mal zu sehen.

 

Biografie:

Isabella Ducrot wurde in Neapel geboren. Sie lebt und arbeitet in Rom. Die Einzelausstellung WEAVING IS HUMAN von Isabella Ducrot war kürzlich im Museo delle Civiltà in Rom zu sehen. Im Jahr 2025 wird das Museum Madre in Neapel eine Retrospektive der Künstlerin zeigen, die von Adam Weinberg kuratiert wird. Im Jahr 2024 hatte Ducrot eine umfassende Einzelausstellung im Museum Le Consortium in Dijon. Außerdem schuf sie eine monumentale Szenografie für die Haute-Couture-Schau von Dior im Frühjahr 2024. Ducrots großformatige Installation Omaggio a Mishima (Hommage an Mishima) war Teil des Sektors Unlimited der Art Basel 2022. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen zählen MAXXI a Taormina, Palazzo Ciampoli; Galerie Gisela Capitain, Köln; Sadie Coles HQ, London; Petzel, New York; Standard, Oslo; Belenius Stockholm; San Giuseppe alle Scalze a Pontecorvo, Napoli; T293, Rom; Galerie Mezzanin, Genf; Capitain Petzel, Berlin; Spazio Parlato, Palermo und Museo Archeologico Nazionale di Napoli. Im Jahr 2014 hatte Ducrot eine bedeutende Ausstellung in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea in Rom. Außerdem nahm sie 1993 und 2011 an der Biennale von Venedig teil. Ducrot ist außerdem Autorin zahlreicher Publikationen, darunter Women’s Life (2021); La stoffa a quadri (auch übersetzt und auf Englisch veröffentlicht als The Checkered Cloth (2019); Suonno. Il sonno e il sogno nella canzone napoletana (2012); Fallaste Corazón (2012); Pensiero religioso ed elettricità (2011); La Matassa Primordale (2008); und Bianca di Pelle (1995). Ihr Werk befindet sich in der ständigen Sammlung der Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea, Rom.

Benjamin Heisenberg

Benjamin Heisenberg wird von der Galerie Ebensperger vertreten.

Fenster #7:

„Hastewas Bistewas”, 1997/2025, Video, 3 min, Farbe, Beta SP, Loop

„Ich erinnere mich noch genau an einen Abend im Jahr 1997, als ich bei Freunden zu Gast war und den Sohn entdeckte, der gelangweilt auf einer Bank saß und das altbekannte Sprichwort ,Hast du was, bist du was‘ in einer fast rituellen Litanei rezitierte. Mit jeder Wiederholung permutierte er die Worte und eröffnete neue Bedeutungen, die Identität, gesellschaftliche Normen und persönliche Werte auf faszinierende Weise hinterfragten. Gleichzeitig konnte die kindliche Performance als lustiges, tragisch oder ironisch gelesen werden. Ich überzeugte den Jungen, die Performance noch einmal für mich vor der Kamera zu wiederholen. Das Video wurde für mich der Auftakt einer Reihe von Arbeiten, in denen ich die Themen Kindheit und Jugend erforschte. Die Installation im Schaufenster wie in einem Fernsehergeschäft hebt die Arbeit für mich auf die nächste Ebene. Die werbemäßige Vervielfältigung der Bildschirme, die das Video in allen möglichen Sprachen untertitelt zeigen, multiplizieren die ursprüngliche Kakophonie. So beginnt die Litanei mit ,Hastewas Bistewas‘, landet aber zuletzt bei ,Hastenix, Bistewas, Hastewas, Bistenix‘, bevor alles wieder von vorne beginnt“, Benjamin Heisenberg.

Die Arbeit wurde für das KaDeWe mit Voll- und Zoom-Bildern neu komponiert, mit deutsch- und fremdsprachigen Untertiteln versehen und ist in dieser Form das erste Mal zu sehen.

 

Biografie:

Benjamin Heisenberg, geboren 1974 in Tübingen, studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München und wurde nach seinem Abschluss mit dem Debütantenpreis ausgezeichnet. Danach arbeitete er an mehreren Kurz- und Experimentalfilmen, die zu seinem ersten narrativen Kurzfilm führten und schließlich zu seiner Entscheidung, an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) Regie zu studieren. Heisenbergs Debütfilm „Schläfer“ wurde in Cannes in der Reihe „Un Certain Regard” uraufgeführt und u.a. mit dem First Steps Award und dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2010 lief sein Film „Der Räuber“ im Wettbewerb der Berlinale und Heisenberg erhielt sowohl den Bayerischen Filmpreis für die beste Nachwuchsregie als auch den Österreichischen Filmpreis für die beste Regie. Neben seiner Arbeit als Regisseur und Autor hat Heisenberg Videoarbeiten, Installationen und Zeichnungen in Galerien und Museen ausgestellt. Er wurde unter anderem mit dem Leonard und Ida Wolf Gedächtnispreis (1999) und dem Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt München (2001) ausgezeichnet. Im Jahr 2012 gewann er den Wettbewerb für eine Kunst-am-Bau-Arbeit für das NS-Dokumentationszentrum in München. Zusammen mit Christoph Hochhäusler und Sebastian Kutzli gründete Heisenberg 1998 das Filmmagazin „Revolver“, dessen Mitherausgeber er bis heute ist. 2022 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Lukusch“ bei C. H. Beck. Heisenberg lebt und arbeitet in Luzern.

Christian Jankowski 

Christian Jankowski wird in Berlin von der Contemporary Fine Arts vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWe_2025_Christian Jankowski_Luftschloss (Olymp), 2024_
Courtesy Christian Jankowski und Contemporary Fine Arts_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #4:

„Luftschloss (Olymp)“, 2025, Neon, ca. 200 x 170 cm, Textmarker auf Doppelkopfbolzenplan, A4

Christian Jankowskis Projekt „Luftschlösser“ verbindet Vorstellungskraft mit Baukunst durch eine Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und verschiedenen Arbeiter*innen, darunter Elektriker*innen, Tischler*innen, Klempner*innen und andere Handwerker*innen. Beim Besuch von Baustellen prestigeträchtiger Neubauten sammelt Jankowski weggeworfene Baupläne und Notizen und verwendet sie als „Leinwände“ für eine ungewöhnliche Aufgabe: „Lieber Arbeiter, bitte zeichne das Schloss deiner Träume.“ Die so entstandenen kleinen Skizzen, meist während der Mittagspause angefertigt, dienen als Vorlage für Neonskulpturen, die die architektonischen Fantasien der ArbeiterInnen in leuchtende Realität verwandeln. Das rote Neonschloss im Schaufenster des KaDeWe trägt den Titel „Luftschloss Olymp“ und wurde vom Polier Andreas B. der Baustelle des Berlin Modern skizziert – eines neuen Museums, das derzeit im Herzen Berlins nach einem Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron entsteht.

Die Arbeit ist im Schaufenster des KaDeWe das erste Mal zu sehen.

 

Biografie:

Christian Jankowski ist ein Konzeptkünstler. Ein Großteil seiner Arbeit ist kollaborativ und eröffnet einen Austausch zwischen der Welt der Kunst und anderen Bereichen. Indem er sich von den Formaten der Massenmedien und der Populärkultur inspirieren lässt, lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Linsen, durch die Erfahrungen übersetzt werden, was zu Arbeiten vor allem in den Bereichen Performance, Video und Fotografie, aber auch Installation, Skulptur und Malerei führt. Menschen schreiben sich in unvorhersehbare, vom Künstler geschaffene Situationen ein und offenbaren etwas über die Beziehungen und Überzeugungen, die die Gesellschaft prägen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Prozess und seinem Potenzial zur Transformation. Geboren 1968 in Göttingen, Deutschland, lebt er in Berlin und arbeitet international. Er studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und hat seit 2005 eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart inne.

Einzelausstellungen: Overbeckgesellschaft, Lübeck (2023); Kunsthalle Tübingen (2022); Fluentum, Berlin (2020); Suprainfinit Gallery, Bukarest (2020); KCUA, Kyoto (2018); Petzel Gallery, NY (2018); Contemporary Fine Arts, Berlin (2016); Kunsthaus Hamburg, Deutschland (2015); MACRO, Rom (2012) uvm.

Gruppenausstellungen: Bozar Centre, Brüssel (2024); Hamburger Bahnhof, Berlin (2024); Villa Schöningen, Potsdam (2024); The Warehouse, Dallas (2024); Boca Raton Museum of Art, Florida (2023); MUDAM, Luxemburg (2023); Palazzo delle Esposizioni, Rom (2022), Lago Mayor, Mexico City (2022), Kunstmuseum Bonn (2021); ARoS Aarhus Museum of Modern Art, Aarhus, DK (2020); Deichtorhallen, Hamburg (2019) uvm.

Er hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Biennalen teilgenommen, darunter die Biennale de Cuenca, Ecuador (2023), die Bangkok Art Biennale (2020), die Yokohama Triennale (2017), die Taipeh Biennale (2010), die Sydney Biennale (2010), die Venedig Biennale (1999 und 2013), die Whitney Biennale (2002) und die Berlin Biennale (2001). Im Jahr 2016 kuratierte er die elfte Ausgabe der Manifesta und war damit der erste Künstler, der diese Aufgabe übernahm. Seine Werke befinden sich u. a. in den Sammlungen des Metropolitan Museum, New York, der Tate, London, des MOCA, Los Angeles, und der Neuen Nationalgalerie, Berlin.

Wilhelm Klotzek 

Wilhelm Klotzek wird von ChertLüdde vertreten.

Fenster #1:

„o.T. (Buchladenecke)“, 2022, Stahl, Blech, Glas, Papier, Holz, 279 × 100 × 176 cm

Wilhelm Klotzek ist vor allem für seine Skulpturen, Videos und Performances bekannt, in denen er, durchsetzt mit Lautpoesie und Wort-Jonglagen, alltägliche kulturelle oder auch politischhistorische Phänomene aufgreift.

Das Kunstwerk ist eine Hommage an Buchhandlungen, indem es diese als öffentliche Skulpturen behandelt. Die Titel der Bücher in diesem fiktiven Schaufenster beziehen sich alle auf die jüngere deutsche Geschichte und Kunstgeschichte und sind von ihm selbst erfunden. Sie verweisen nicht nur auf die Stadt, in der er aufgewachsen ist, und auf die Geschichte seiner Familie, sondern auch auf seine Einführung in die Kunst durch die historischen Buchhandlungen Berlins. Diese Skulptur steht in engem Zusammenhang mit der größeren Version Kunstbuchhandlung, die 2023 im DAS MINSK – Kunsthaus in Potsdam ausgestellt war.

 

Biografie:

Wilhelm Klotzek, geboren 1980, lebt und arbeitet in Berlin. Seit 2023 ist er Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Beim Radiosender Piradio moderiert und produziert Klotzek die monatliche Radiosendung „Horror des Alltags“. Seine Arbeiten wurden u.a. im Kunsthaus Dresden, im Kunstverein Heidelberg, im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden, im Memphis in Linz, in der Ifa-Galerie Berlin, im Kunstverein Reutlingen, in der Bundeskunsthalle Bonn, im DAS MINSK – Kunsthaus in Potsdam (laufend) und der Kunsthalle Osnabrück (laufend) ausgestellt.

John Miller 

John Miller wird in Berlin von den Galerien Meyer Riegger und Trautwein Herleth vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWE_2025_John Miller_Dress Rehearsal for the Revolution, 2019_
Courtesy John Miller, Meyer Riegger und Trautwein Herleth_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #9:

„Dress Rehearsal for the Revolution“, 2019, Schaufensterfiguren, Kleidung, Perücken, Instrumente; variable Maße

Zu den wesentlichen Interessen des Künstlers John Miller gehört die Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und dem Verständnis von Kunst sowie mit den heutigen Bedingungen ihrer Produktion und ihres Konsums. In seinen Werken beschäftigt er sich dabei häufig mit dem öffentlichen Raum, insbesondere mit den dort vorherrschenden Repräsentationsformen, die der Darstellung und Regulierung unterschiedlicher Identitäten dienen. Seit den Anfängen seiner künstlerischen Praxis verwendet Miller braune Farbe, Gold und Obstsorten als allegorische Tropen. Fototapeten, Globen, Fotos, Litfaßsäulen, als shaped paintings dargestellte PassantInnen sowie konventionelle Landschaftsbilder, Reality-TV-Sendungen und Gameshows sind bevorzugte Versatzstücke und Sujets. Nicht zuletzt stellen Schaufensterpuppen ein weiteres, häufig wiederkehrendes Gestaltungselement dar, das der Künstler als scheinbare Form der Wirklichkeit adaptiert. Die Installation „Dress Rehearsal for the Revolution“ (Generalprobe für die Revolution) nimmt Bezug auf das – reelle oder bloß eingebildete – Mobilisierungspotential der Jugendkultur. Als „The Revolution“ trat einerseits die vom Sänger Prince gegründete Band auf, Miller spielt hier aber möglicherweise auf jegliche Art von Revolution an. Die Installation selbst besteht aus fünf Schaufensterpuppen, die als schematische Rock-Band aufgestellt sind. Da die Musik sowohl für Miller persönlich als auch in seinem Gesamtwerk eine wesentliche Rolle gespielt hat, könnte es sein, dass er hier eine Fantasievorstellung präsentiert, mit der er sich selbst identifiziert. Wie dem auch sei: Die starre, aber vermenschlichte Figurenkonstellation dient dazu, die Blicke der erwartungsvollen BetrachterInnen einerseits zu erwidern, andererseits aber auch in neue Bahnen zu lenken. 

Die im Schaufenster des KaDeWe gezeigte Version dieser Arbeit ist um ein kinetisches Element ergänzt worden und in dieser Form das erste Mal zu sehen.

 

Biografie:

John Miller wurde 1954 in Cleveland geboren. Er lebt und arbeitet in New York City und Berlin.

Einzelausstellungen (Auswahl): A True Mirror (Nina Beier & John Miller,), Hunt Kastner, Prag (2019), Comedy of Manners, Museum im Bellpark, Kriens (2018 ), The End of History, Meliksetian + Briggs, Los Angeles Mark Dion, The Insanity of Place, Galerie Barbara Weiss, Berlin (2017), Mannequin Death, Meliksetian | Briggs, Los Angeles (2016 ) Paintings from the early 80’s to the present, Meyer Riegger, Karlsruhe (2016).

Gruppenausstellungen (Auswahl): Where Art Might Happen – The Early Years of CalArts, Kestnergesellschaft, Hannover (2019), Affective Affinities: To Our Parents, 33 Bienal de São Paulo (2018), UNKLARHEIT IST DIE NEUE GEWISSHEIT, UNENTSCHIEDENHEIT DAS NEUE URTEIL, (with Richard Hoeck), Spike, Berlin (2018).

Josefine Reisch

Josefine Reisch wird von der Galerie Noah Klink vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWe_2025_Josefine Reisch_Berlin Bins, 2022_
Courtesy Josefine Reisch und Galerie Noah Klink_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #8:

„Berlin Bins“, 2022

  • 10787 Bikini, Öl auf Polsterstoff; zweiteilig: 200 x 160 cm + 200 x 90 cm
  • 10179 Alexa, 2022, Öl auf Polsterstoff, 200 x 160 cm; 10117 LP12, Öl auf Polsterstoff, 200 x 160 cm

 

Für „Berlin Bins“ präsentiert Josefine Reisch eine Serie von neuen Gemälden, die auf Mülltonnen in Berliner Einkaufszentren basieren. Jedes Einkaufszentrum beherbergt eine Sammlung von Abfalleimern, die speziell entworfen oder ausgewählt wurden, um zum Stil des Einkaufszentrums zu passen, und die jeweils in Verbindung mit bestimmten historischen Idealen entwickelt wurden. Josefine hat Gemälde im Maßstab 1:1 von diesen funktionalen, aber dekorativen Objekten angefertigt und die großspurige Sprache untersucht, mit der sie bei den Käufern Gefühle der Sehnsucht hervorrufen. Ihre aufwendigen Darstellungen dieser protzigen Abfallbehälter stehen stellvertretend für die Überschusskultur der Fast Fashion: die komplexe Infrastruktur, die unseren Konsum einrahmt, und die oft weggeworfene Natur dessen, was wir kaufen. Die Gestaltung von Einkaufszentren ist eine der vielen Möglichkeiten, wie unsere Einkaufspraktiken geprägt werden. „Berlin Bins“ ist eine Erkundung des Exzesses, der Verschwendung, der Zyklen des Strebens und des endlosen Recyclings von Trends und Designs.

Josefine Reischs Arbeit untersucht historische Kontexte, um soziale Hierarchien aus heutiger Sicht der Geschichtsschreibung zu skizzieren. Um den Wert und die Gültigkeit eines popularisierten kulturellen „Erbes“ in Frage zu stellen, fügt sie historische Momente und Figuren wie in einem musikalischen Medley zu einem Durcheinander zusammen. Die Künstlerin, die gegenständliche Medien wie Trompé-l’œil-Malerei, Porträts und Textilien einsetzt, widmet der Biografie als einem Genre, das den sich wandelnden, ambivalenten und oft fiktionalisierten Charakter der Vergangenheit illustriert, besondere Aufmerksamkeit. Indem sie die patriarchalische Subjektivität der Mainstream- und materiellen Kultur in Frage stellt, untergräbt sie konventionelle künstlerische Darstellungen von Weiblichkeit. Dadurch stößt Reischs Arbeit neue Lesarten und Unsicherheiten innerhalb des Déjà-vu an.

 

Biografie

Josefine Reisch, geboren 1987 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin. Sie machte 2013 ihren Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss 2017 ihren MFA in Fine Arts an der Goldsmiths University of London ab. Im Jahr 2021 wurde Josefine Reisch mit dem Forschungsstipendium des Berliner Senats für Europäische Kultur und in diesem Jahr mit einem Stipendium der Stiftung Kunstfonds ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden kürzlich im Standard (Oslo), Oslo, im Nassauischen Kunstverein, Wiesbaden, im Parlament, Paris und in der Beursschouwburg, Brüssel gezeigt.

Pamela Rosenkranz 

Pamela Rosenkranz wird in Berlin von der Galerie Sprüth Magers vertreten.

KaDeWe_SCHAU, FENSTER im KaDeWe_2025_Pamela Rosenkranz_Alien Blue Window, 2017_Pour Yourself, 2026_©Pamela Rosenkranz,
Courtesy Pamela Rosenkranz und Sprüth Magers_
Foto©Ludger Paffrath

Fenster #10:

  • „Alien Blue Window” (Atris, Via San Tomaso 53), 2017 Lighttex, Blaue LEDs, Eloxierter Rahmen, Fernbedienung, USB-Dongle, 215 x 137,7 cm
  • „Pour Yourself”, 2016 5 PET-Flaschen, Silikon, Pigmente, Plexiglashauben, Sockel, je 157,5 x 30 x 30 cm

Pamela Rosenkranz’ Werke führen ihre langjährige Auseinandersetzung mit Materialität und Immaterialität, mit Pigmenten und Farbe fort. Sie hinterfragen die subjektiven Bedingungen unserer Wahrnehmung und richten den Blick der Betrachter*innen auf die biologischen und evolutionären Grundlagen von Kunst. Die Lichtarbeit „Alien Blue Window“ (Atris, Via San Tomaso 53) erinnert an ein rundbogenförmiges Fenster aus romanischen Kirchen. Tatsächlich entsprechen die einzelnen Werke der Serie immer einem realen Fenster aus einem modernen oder historischen Gebäude irgendwo auf der Welt. Rosenkranz’ Lichtarbeiten besitzen eine ungewöhnliche Leuchtdichte und erfüllen den Raum und die Umgebung mit einer fremdartigen Atmosphäre. Gleichzeit erforscht die Arbeit auch die biologischen und kulturellen Dimensionen der Farbe Blau. Rosenkranz verweist hier auf das blaue Licht, das von technischen Geräten erzeugt wird und in unserem Leben allgegenwärtig geworden ist, den Melatoninspiegel des Körpers aus dem Gleichgewicht bringt und unseren zirkadianen Rhythmus stört. Die fortlaufende Serie „Firm Beings“ (2009 -) und die Installation „Pour Yourself“ bestehen aus Plastikwasserflaschen, die mit ‚Dragon Skin‘ gefüllt sind: einer Silikonsubstanz, die normalerweise für prothetisches Make-up im Kino und für medizinische Kosmetik verwendet wird. Sie ist in Hauttönen pigmentiert, die sich auf die ethnische Demografie der Konsumenten von Marken wie Evian, Fiji und San Benedetto beziehen. Umhüllt von Werbeslogans wie Evians „Live Young“, entwerfen die Arbeiten abstrakte Porträts des menschlichen Körpers in einer Flasche. Sie betonen die Domestizierung der Natur in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft, in der die Attribute eines Lebensstils, der die Reinheit der „inneren“ menschlichen Natur idealisiert, einer ausgewogenen Ökologie der Welt gegenübergestellt werden. 

 

Biografie

Pamela Rosenkranz (*1979, Uri, Schweiz) lebt und arbeitet in Zürich. Einzelausstellungen wurden unter anderem im Neuen Berliner Kunstverein, Berlin (2024), der High Line, New York (2023), dem Robert Walser-Zentrum, Bern (2022), dem Kunsthaus Bregenz (2021), dem Kreuzgang Fraumünster, Zürich (2018), der GAMeC, Bergamo (2017) gezeigt. Pamela Rosenkranz nahm an mehreren bedeutenden internationalen Gruppenausstellungen teil, darunter der Okayama Art Summit (2019) und der 15. Biennale de Lyon (2019). Ihr Projekt Our Product wurde für den Schweizer Pavillon der 56. Internationalen Kunstausstellung, Biennale von Venedig, im Jahr 2015 ausgewählt. Jüngste Gruppenausstellungen fanden u.a. in der Deste Foundation, Hydra (2023), dem Kunstmuseum Winterthur und dem MIT List Visual Arts Center, Cambridge (beide 2022) statt.

Karin Sander

Karin Sander wird in Berlin von der Galerie Esther Schipper vertreten.

Fenster #6:

Aus der Serie „What you see is not what you get“, 2022

  • GRAMA PINTO 24, 2022, Filz, Kunststoff, Metall, Papier, 45 x 55 x 35 cm
  • S-RADICAL BLANK 18, 2022, Glas, Metall, Papier, Holz, 110,5 x 80 x 50 cm
  • NEXUS TWINS 7, 2022, Glas, Metall, Papier, Pigment, Gips, Holz, 120 x 122 x 102 cm
  • PERFECT ANGEL 5, 2022, Glas, Metall, Farbe, Papier, Kunststoff, Holz, 224 x 100 x 80 cm
  • EXHIBITION No. 19: Pente Calaia, 2022, Metall, Papier, Holz, 55,5 x 55 x 45cm

 

Karin Sander arbeitet mit Situationen, deren sozialen und historischen Kontexten und greift dabei in bestehende Strukturen und Institutionen ein. Das Medium, in dem die Arbeit realisiert wird, ist die Malerei, die Skulptur, die elektronischen Medien, die Wissenschaft, die Architektur; kurz: jedes Medium steht zur Verfügung, um sein spezifisches Potential herauszuarbeiten. Karin Sander hat für die Einzelausstellung mit dem Titel „What you see is not what you get“, unterschiedliche Arbeiten aus ihrem Œuvre zusammengetragen und daraus 22 Ausstellungen kuratiert. Diese jeweilige, individuelle Auswahl hat Karin Sander behutsam in Transportkisten verpackt und dann verschlossen; sie bieten Schutz und enthalten mitunter Handlungsanweisungen für die unterschiedlichen, klein- und großformatigen Kunstwerke, die sie enthalten. Die Exponate sind in ihren Transportkisten gut aufgehoben, im Galerieraum zwar präsent, entziehen sich aber der Sichtbarkeit. Jede Transportkiste hat ihre eigene Größe, trägt ihren individuellen Titel, führt die in den Werken verwendeten Materialien auf und beinhaltet, was zur Installation der Arbeiten und der jeweiligen Ausstellung dazu gehört. Die Spannung zwischen Sichtbarkeit und Präsenz ist auch ein Motiv der neuen, von Karin Sander konzipierten Augmented Reality Ausstellungen (Erweiterte Realität, kurz AR). Für diese Arbeit ließ sie Werke 3D scannen und virtuell auf den Wänden installieren.

 

Biografie:

Karin Sander wurde 1957 in Bensberg, Deutschland, geboren. Sie studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und am Independent Study Program des Whitney Museums in New York. Von 1999 bis 2007 war Sander Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Von 2007 bis 2023 hatte sie einen Lehrstuhl für Kunst und Architektur an der ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich inne. Seit 2021 ist sie Direktorin der Sektion Bildende Kunst an der Akademie der Künste Berlin. Im Jahr 2023 wurde sie zusammen mit dem Kunst- und Architekturhistoriker Philip Ursprung ausgewählt, die Schweiz an der Architekturbiennale in Venedig zu vertreten. Die Künstlerin hat zahlreiche Preise erhalten, darunter den Rom-Preis der Deutschen Akademie in Rom, Villa Massimo, Rom (2014) sowie den Cité Internationale des Arts, Paris (1996). Sander hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen. Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen verschiedener Institutionen, darunter: The Museum of Modern Art, New York; The Metropolitan Museum, New York; SFMOMA, San Francisco.